
In unserem Projekt "Roots & Robots" haben wir in den vergangenen Tagen 260 Bäume gepflanzt: auf dem Land Gut Hagen in Schmiedeberg bei Angermünde und bei der Agrargenossenschaft Lentzke "Ländchen Bellin" bei Fehrbellin. Die Pflanzaktion erstreckte sich über fünf Tage und zeigte einmal mehr, was bewegt werden kann, wenn viele Hände mit anpacken. Betriebsinhaber*innen und Mitarbeiter, Flächeneigentümerinnen und -eigentümer mit weiteren Helfer*innen aus der Familie sowie Praktikanten und natürlich Projektmitarbeiter*innen von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und von der Klimapraxis haben vermessen, markiert, gebohrt, gebuddelt und gegossen. Die neu angelegten Agroforstsysteme umfassen Walnussbäume, Esskastanien und Apfelbäume.

Das besondere an den neu angelegten Agroforstsystemen: sie sind Gegenstand eines wissenschaftlichen Versuchs!
Denn in diesem EIP-Projekt möchten wir erforschen, was junge Agroforstsysteme brauchen, um auf landwirtschaftlich genutzten Flächen anzuwachsen. Ein Fokus liegt dabei auf den unterschiedlichen Wurzelqualitäten der Jungbäume. Hierzu werden Heister – wurzelnackt, als Containerpflanze oder als Air-Pruning-Ware – in Reihen (Alley Cropping) gepflanzt und deren Etablierung in den folgenden Jahren wissenschaftlich untersucht. Die drei verwendeten Wurzelqualitäten zeichnen sich durch unterschiedliche Eigenschaften aus, so werden die vergleichsweise kostengünstigen wurzelnackten Jungbäume im Freiland kultiviert, während Containerpflanzen in einem Behälter gezogen und später mitsamt Erdballen verpflanzt werden. Air-Pruning-Pflanzen widerum werden in sogenannten Air Pots gezogen, bei denen die Wurzeln durch die perforierten Wände in Kontakt mit der Luft treten und daraufhin abtrocknen. Infolge wird die Ausbildung neuer Seitenwurzeln angeregt. Dieser sogenannte Luftwurzelschnitt kann die Bildung von Ringwurzeln verhindern und fördert ein reichverzweigtes, feines Wurzelsystem.

Außerdem möchten wir untersuchen, welchen Einfluss die Beigabe von Mykorrhiza-Pilzen und wasserspeichernden Hydrogelen auf die Entwicklung der gepflanzten Jungbäume hat. Die Böden in Brandenburg sind vielerorts von Trockenheit geprägt. Das Anwachsen junger Agroforstsysteme verlangt entweder eine regelmäßige, teils aufwändige Bewässerung oder scheitert häufig an der mangelnden Wasserverfügbarkeit. Hydrogele können, als Granulat im Pflanzloch, überschüssiges Wasser bei Niederschlägen speichern und an trockenen Tagen an die Wurzeln abgeben.
Der positive Einfluss von Mykorrhiza-Pilzen auf die Gesundheit und Resilienz von Bäumen ist weitläufig bekannt. Der symbiotische Pilz umgibt die Feinwurzeln der Bäume, versorgt sie mit Wasser und Nährstoffen, im Gegenzug erhält er Kohlenhydrate, die als Produkt der Photosynthese anfallen. Von den Äckern sind diese begünstigenden Pilzgemeinschaften jedoch weitgehend verschwunden. Das kann an intensiver Bodenbearbeitung, Nährstoffeinträgen aber auch an bestimmten Fruchtfolgen liegen, die sich ungünstig auf diese auswirken. Doch auch durch eine aktive Beigabe von Mykorrhiza im Zuge der Pflanzung, kann die für beide Parteien gewinnbringende Symbiose initiiert und somit die Wiederstandsfähigkeit von Bäumen gestärkt werden.
Aus den verschiedenen Faktoren ergibt sich ein komplexes Versuchs- und Pflanzdesign, das von der HNEE im Vorfeld der Pflanzung erarbeitet wurde. Über die nächsten zwei Jahre hinweg, werden die Entwicklung und das Wachstum der Bäume dokumentiert und ausgewertet und bringen uns – so hoffen wir – neue Erkenntnisse darüber, wie junge Agroforstsysteme erfolgreich etabliert werden können.

